An die Wand gesprüht

Waffel Waffen

 

 

Warum

... ich an einer großen Tafel gerne auch einmal  eine „Belgische Waffel“ verspeise.

Anlass

Eine überkorrekte zögerliche Politik und die einladende Geste eines syrischen Nachbarn.

Waffeln gibt es rund um den Erdball, und zwar in unterschiedlichster Ausformung. Bereits wenige Jahrhunderte nach Christi Geburt werden sie in der Literatur erwähnt. Es gibt sie dick und weich. Eckig oder herzförmig. Man kennt sie auch als knusprigen Hohlkörper wie zum Beispiel Hippen oder Eistütchen. Für mich sind Waffeln, in erster Linie „belgische“ Waffeln, ein absoluter Seelenschmeichler. Aber die Waffel hat mehr drauf: Ich setze sie heute gegen Engstirnigkeit ein!
Waffeleisen

Ich baue amtliche Waffelburger, und die sollen Grenzen überschreiten und Gegensätzliches einen. Ich möchte nicht per Edikt „Passendes“ zusammenschustern, sondern zeigen, dass mit Toleranz vieles von allein zusammenwachsen kann. Ich bin nicht so naiv, die Krieger der Welt mit einem Waffeleisen erschlagen, besser noch besänftigen zu wollen. Den Versuch allerdings wäre es wert! Ein Burger ist ein Ding, das unten einen Boden und oben einen Deckel hat. Nun wage ich den „Griff ins Leben“: Wer hat festgelegt, dass Boden und Deckel die gleiche Farbe haben müssen. Ein „gemischtes Doppel“ kann durchaus Spannung ins Leben bringen. Denn das Leben soll hervorbringen, was es hervorzubringen in der Lage ist. Schenken wir der Vielfalt und freien Gedanken Raum und lassen wir locker!

Die Hände zum Himmel

Speisen der Nationen erzählen, wenn man genau hinsieht, großartige Geschichten. Es geht nicht in erster Linie ums Sattwerden. Da ist immer die Geschichte hinter der Geschichte. Burger an sich stehen derzeit im Zwielicht, unersättlich fleischlustige, breitbeinige Grillbuddies zum gegenseitigen Übertrumpfen anzuregen. Wer hat den besten, größten, dicksten: Burger natürlich! 😉. Wir lesen lebhafte Diskussionen über Patty und Bun. Worüber sich alle einig sind, ist, dass die Bestandteile „Handmade“ sein sollen. Es gibt Kilo schwere Bücher über die Philosophie und die Herangehensweise für den perfekten und ultimativen Burger. Eines der Druckwerke bildet auf dem Cover Dürers „Betende Hände“ ab. Hier gibt es aus meiner Sicht viel Spielraum zur Deutung von dem Eindruck der Blasphemie bis Anwendung großer Toleranz 😲.

Korrekt vor den Toren

Es ging spazieren vor dem Tor (Heinrich Hoffmann , Public domain, via Wikimedia Commons)

Toleranz bedeutet Duldsamkeit. Nicht allerdings im Sinne von stoischem Erdulden. Geduld benötigen wir in Zeiten von Corona dringend. Toleranz bedeutet auch die Anerkennung von Überzeugungen der Mitmenschen. Meine Toleranz schrumpft, wenn in die Lebensmodelle anderer eingegriffen wird, zum Beispiel weil sie anders aussehen oder eine andere Hautfarbe haben. Auf dem Dachboden meiner Eltern muss noch ein Kinderbuch schlummern, aus dem ich mit Staunen erfahren habe, dass es außer uns weißen auch rote, gelbe und braune Menschen auf der Welt gibt. Ich erinnere mich an einen kleinen „Eskimo“ (heute Inuit) mit Fellmütze und an einen kecken Indianerjungen (heute Indigener). Den „Mohren“ kannte ich bereits aus dem Struwwelpeter. Und Hoffmanns böse Buben, die in ein Tintenfass getaucht, noch viel schwärzer als schwarz wurden! Selbst die Negerlein aus Preußlers „Die kleine Hexe“ beschworen in mir keinen Argwohn herauf. Alle schwarzen Kätzchen meiner Oma hießen „Mohrchen“, und ich liebte sie. Wie in aller Welt hätte ich auf den Gedanken kommen können, dass diese Namen heutzutage als Geringschätzung angesehen würden? Ihre Sittiche hießen übrigens „Hansi“, das ist aber ein ganz anderes Thema, weil unverdächtig und tadellos!

Seelenkonzepte

Als Kind dachte ich, dass unsere Herzen und Seelen aus einem übereinstimmenden Grundguss hergestellt worden waren. Ich blätterte abends in meiner bebilderten Kinderbibel und ging fest davon aus, dass wir uns alle gut verstehen könnten. Über Begriffe wie Toleranz und Gelassenheit sinnierte ich damals noch nicht. Später lernte ich, dass es nicht gottgegeben ist, sondern von einem jeden selbst abhängt, ob wir in Krieg oder Frieden miteinander leben. In den letzten Jahren verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass es mit Toleranz und Frieden schwer bergab geht. So rauben mit beispielsweise Bilder von Aleppo, einst eine blühende Stadt mit Hochkultur, mittlerweile eine zerbombte, verlassene Steinruine, den Atem, bisweilen auch den Lebensmut!

Onkel Toms Hütte, Einband der Erstausgabe (Hammatt Billings, Public domain, via Wikimedia Commons)

Ich war Mitglied in der Pfarrbücherei, wo man sich im Nachhinein betrachtet, viel Mühe mit den Buchempfehlungen gab. Amazon erkennt, was wir präferieren, Frau Schumacher erkannte, was wir Kinder und andere Besucher gerade brauchten. Das ist ein kleiner menschlicher Unterschied! So lernte ich in frühen Jahren, dass man auf Seelenfrieden und Unversehrtheit anderer nicht herumtrampelt. Und spätestens seit „Onkel Toms Hütte“ stellte sich mein Herz gegen jedwede Unterjochung oder Gewalt, die Menschen angetan wird. Gegen Schicksale, über die man aus gesellschaftlichen oder weltanschaulichen Ansichten für sich selbst nicht bestimmen kann. Die Hautfarbe darf dabei keine Rolle spielen. Soweit scheinen sich inzwischen viele einig zu sein, und doch werden allerlei komplizierte Überlegungen angestellt, um „Mohren“, „Neger“, „Schwarze“, und „Farbige“ neutral umzubenennen. Da „Afroamerikaner“ längst nicht auf alle passt, geht man auf „People of Colour“ über. Jedoch „Colour“ heißt nicht einfach braun, dunkelbraun oder schwarz. Und was ist eigentlich mit den „Weißen“? Wie wäre es mit entspanntem Umgang und Entkrampfung?

Korrekte Correctness

„Ein bisschen Spaß muss sein, dann ist die Welt voll Sonnenschein!“ Roberto Blanco, ein nach meinem Empfinden schöner dunkler Mensch mit dem passenden Kraushaar und rollenden dunkelbraunen Augen. Wie darf ich nun also einen solch schokoladenbraunen Menschen bezeichnen, ohne ihn zu diskriminieren, denn das liegt mir fern. Die Bezeichnung „People of Colour“ greift sich Raum, während man sich zu den gesegneten Zeiten Barack Obamas auf den schwammigen Begriff „afroamerikanisch“ zurück besann. Im Laufe der Jahre mussten Märchenbücher um den „Neger“ bereinigt werden und „Schaumküsse“ die „Mohrenköpfe“ ersetzen. Seit dreißig Jahren wird um „PC“, Political Correctness, ein Riesenhype gemacht. Wer in der Literatur seit diesen Jahrzehnten recherchiert, stößt auf Widersprüche. Politische Bewegungen aller Richtungen griffen auf den Anspruch zu, aus ihrer Sicht „korrekt“ zu handeln. Dabei waren nicht in jedem Falle ehrenwerte Motive zur Gleichstellung von Minderheiten am Start. Vielmehr suggeriert „korrekt“ sein, im Recht zu sein. Und ein allgemein anerkannter Schutzschild, in dessen Schatten man segelt, kann doch dabei nicht schaden 🤮!

Mit Pauken und Trumpeten

Demonstration vor dem Capitol, Washington (Tyler Merbler from USA, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons)

Jede Zuordnung der Persönlichkeit eines Menschen aufgrund seines Äußeren und seiner Provenienz ist aus meiner Sicht kleinkariert und anmaßend, denn wen kennt man wirklich? Man kann die Einordnung jedoch an Äußerungen und Handlungen festmachen, wie wir in jüngster Vergangenheit eindrucksvoll erlebt haben. Lange dachte ich, dass sich ein Mensch kraft seines Amtes und der Verantwortung und des Vertrauens, die man ihm bescheinigt hat, weiterentwickeln kann. Doch bald fragte ich mich, was ist mit einem Irren mit reichem Hintergrund, der über keinen Verstand, keinen spürbaren Geist, keine Empathie und offensichtlich wenig Hirn verfügt. Der über vier Jahre mit der Macht ausgestattet ist, sein Land und die Welt an den Abgrund zu steuern, und den keiner bremst! Ein „Weißer“ der Oberklasse, der die Nation spaltet und flüchtende Kinder – möglicherweise für immer – ihren Eltern entreißt? Ein wenig erleichtert war ich nach der Abwahl der „Matte“, doch nun bäumt er sich erneut auf. Er wird sich nicht damit abfinden, geschasst worden zu sein. Er wird sich und seinen korrupten Sohn in Stellung bringen. Siebzig Millionen Anhänger, die frustriert und ohne die wirren Thesen und Tweets zurückgelassen wurden, sind immerhin noch eine kraftvolle, überaus aggressive Masse. Aggressiv, wütend und hilflos. Und: gefährlich! Sie werden nicht zögern, zu den Waffen zu greifen. Das haben Teilgruppen bereits angekündigt.

Eine Schürze gegen Corona-Blues

Ich halte mich für einigermaßen gebildet, klug und empathisch, keineswegs naiv und trage keine Kittelschürze. Aber wenn ich mich aufrege, finde ich Erdung in der Küche. Ich kann etwas herstellen, das von äußeren Einflüssen frei ist, und das mich, wenn ich es erschaffen und vertilgt habe, glücklich macht. Jenseits von Gejammere bekenne ich mich dazu, dass die Corona-Pandemie mich gelegentlich an die Spaßgrenze treibt und meine Nerven strapaziert. Jeder von uns muss mit probaten Mitteln gegen den Corona-Blues vorgehen.

Die Welt am Tisch

Gemeinsames Essen (Collage, Tischfoto: fauxels, pexels)

Ich habe den Titel „ Waffel Waffen“ gewählt und möchte durch Essen und Gedanken über Inhalte von Speisen zur Gemeinsamkeit anregen. Ein Nachbar aus Syrien erklärte mir vor Tagen, dass gemeinsames „Essen“ der Inbegriff von Zusammenkommen sei. Sei man sich fremd, lade man den anderen mit den Worten ein „Lass uns essen!“. Stellen wir uns, Corona zum Trotz, ein Straßenfest vor. Der Indianer steuert zum Burger gezupftes Bisonfleisch und gegrillte Kürbisspalten bei. Der Eskimo wahlweise ein Stückchen fetten Räucherfisch. Aus den Südstaaten gesellen sich Mais, Fisch und Meeresgetier dazu. Außerdem sorgt das angebaute Getreide für knusprige Buns. Ein kräftiger Dip aus der Tex-Mex-Küche rundet das schmackhafte Gebilde ab. Ein paar knusprige Waffeln kommen aus Europa. Und der chinesische Nachbar verschenkt Glückskekse.

Auf ein Essen, das Bande schafft und dauerhaft bindet! Das Toleranz und Großzügigkeit unterstützt. Das alle so glücklich und zufrieden macht, dass sie keinen Anlass mehr haben, die Fäuste, Stimmen und Waffen gegeneinander zu erheben 🙏!

Eine Lanze brechen für die Waffel Waffe.

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