An die Wand gesprüht

Von oben herab

 

 

Warum

... es mir wichtig ist, mein Heimatland vorzustellen.

Anlass

Viele Besuche in Höfen und Manufakturen bei den dort lebenden hoch engagierten Menschen.

Ich lade zu einer kulinarischen Rundreise in unsere Region ein. Eine virtuelle Drohne geht auf Landpartie und zeigt Höfe, Weinberge und einen Forellenhof von oben. Gibt einen kleinen Überblick heimischer Produkte, die mit Leidenschaft erzeugt werden. Auf meinem Herd köchelt derweil eine sensationelle Caramel-Béchamel vor sich hin. Gut gelaunt verzischt die Köchin später ein pfeffriges Craftbeer vom Stadt-Brauhof, während sie grasgrüne „Frösche“ bastelt, die in dem Karamell-Sahne-See schwimmen dürfen. Ein Hoch der regionalen Vielfalt auf dem Teller!
Drohne über einem Ährenfeld
Scharfgarbe

Mit einem Schmunzeln starte ich meine Drohne, denn an meiner überbordenden Fantasie habe ich stets Freude. Wenn ich mir lange genug etwas vorstelle, ist es so, als sei ich mittendrin. Heute will ich mir aber nichts vorstellen, sondern fliegen. Also hebe ich ab, ohne Zeit zu verlieren, und begebe mich auf eine Rundreise über „mein“ Land. Throne auf meiner Drohne wie Münchhausen auf seiner Kanonenkugel, schummeln allerdings werde ich nicht! Ich werde Wiesen, Wälder und Äcker sehen. Über Hügel, Dörfchen und Gehöfte reisen. Sich windenden Flüsschen folgen und mit Feldlerchen über wogenden Ähren schweben. Meine Leser werde ich mit auf die Reise nehmen, denn das Begeistern und Geschichtenerzählen sind meine Passion. Die Leidenschaft für „mein“ Land kann ich nicht verhehlen💚!

Erstes Ziel: Hühner unterm Baum

Einen Bauernhof sichte ich, schöner und idyllischer, wie er nicht sein könnte. Genüsslich suhlen sich „Bunte Bentheimer“ im Morast, nehmen ein Sonnenbad und grunzen zufrieden vor sich hin. Andere gehen ihrer großen Leidenschaft nach und wühlen mit ihren Tellernasen im feuchten Boden. Auf weitläufigen, saftigen Wiesen steht das Fleckvieh beieinander, die Kälber bei den Müttern, wie es sich gehört. Ein tuffiger Laubwald bietet ihnen Schutz vor zu viel Sonne, ein gewaltiger, mit Stroh ausgestreuter Unterstand schützt sie vor Regen.

Die Hühner samt Hähnchen, denn die dürfen auch sein, leben zwischen Obstbäumen und Weinreben in einem wahren Schlaraffenland, sie picken Fallobst, Gras und Würmer. Obendrein erleben sie immer mal wieder „beflügelte“ Momente, denn manches Äpfelchen hat durch Gären schon einige Umdrehungen abbekommen 😉

Hühner ruhen im Schatten

Zweites Ziel: Marmelade auf Kochplatten

Reife Kirschen am Baum

Ein Obsthof. In den Bäumen hocken, von hohen Leitern getragen, Menschen mit riesigen Körben und ernten Äpfel, Birnen, Mirabellen, Pflaumen, Aprikosen, süße Kirschen, saure Kirschen. Zwischen den Bäumen sammeln Kinder Fallobst. An lichten Waldrändern wachsen Beeren, wie man sie sich schöner nicht wünschen kann. Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren, viele noch schwarzblau, andere sind schon schön blaugrau und zur Hochform aufgelaufen. In der großen Wirtschaftsküche des Hofes laufen die Kochplatten auf vollen Touren, denn aus den köstlichen Früchten werden Marmeladen gekocht. Eigentlich müsste man von Fruchtaufstrich sprechen, weil er weniger Zucker enthält als Marmelade. Solchen Mätzchen gebe ich jedoch keinen Raum. Man hört die Entsafter fortwährend ächzen, die Zentrifugen sausen und es duftet nach süßen Wonnen. Im Nebengebäude die Brennerei. Leider sieht man von oben im Flug nicht viel, ein wenig Inhalieren kann man aber schon. Sicher ist, auch hier entsteht Edles, das in Maßen genossen, ebenfalls Wonne bereiten wird.

Schnapsflaschen

Drittes Ziel: Grafische Muster und glucksende Fässer

Weinpresse

Weiter zu den Weingütern im westlichen Saarland. Das Moseltal breitet sich in seiner Pracht vor einem aus, der Fluss glitzert wie flüssiges Silber. Um Schloss Berg erstrecken sich weithin Weinberge auf sanften Hügeln, nicht so abenteuerlich schroff wie die Mosellagen. Ein Bild wie gemalt! Kein Künstler könnte solch eine idyllische Kulisse erschaffen. Die knorrigen Reben stehen akkurat und gepflegt in Reih und Glied. Von oben sieht es aus, wie ausgeklügelte grafische Muster. Auf den meisten Weingütern hier werden traditionelle Rebsorten angepflanzt: Burgunder, Chardonnay, Elbling, Riesling, Auxerrois. Spitzenweine, die in aller Welt begehrt sind. Kurios mutet den Unkundigen an, dass der Wein, der rund um Mettlach an der Saar wächst, nicht „Saarwein“ heißt, sondern „Saarländischer Moselwein“. Saarwein hingegen wächst in Rheinland-Pfalz im Anbaugebiet „Mosel“. Man sieht, nicht allein die „Marmelade“ hat mit Regulierungswahn und Wortklauberei zu kämpfen!

Viertes Ziel: Wasserbecken mit pfeilschnellen Fischen

Ein Forellenhof in der Nähe von Saarburg. Der Flug führt über ein tiefgrünes Tal in dem gleichmäßig verteilt, große, rechteckige Wasserbecken zu sehen sind. Das klare Wasser ist unaufhörlich in Bewegung und kommt von dem Kanal, der das Gelände umfließt. Den Kanal wiederum speist die „Leuck“, ein Nebenflüsschen der Saar. Zwischen den Becken verlaufen breite grüne Grasnarben, die es ermöglichen, die Fische zu pflegen und zu hegen. Es ist jetzt nicht so, dass man aus der Vogelperspektive die einzelnen Fische erkennen und unterscheiden kann. Weil ich allerdings hier auch schon einmal „gelandet“ bin, weiß ich, dass in den Becken Lachsforellen, einheimische Bachforellen, schillernde Goldforellen und vor allen Dingen Bachsaiblinge schwimmen. Außerdem Karpfen, Stör und Zander. Frischen und geräucherten Fisch kann ich heute leider nicht mitnehmen, jedoch etwas beobachten, was mich sehr anrührt. Ein riesiger, steinalter Stör zieht hinter dem Haus in einem Seitenkanal seine Bahnen und bekommt hier sein Gnadenbrot. Erst wurde er übersehen, nun darf er in Würde altern. So hat auch er seine Heimat gefunden.

Bach am Forellengut Rosengarten

Fünftes Ziel: Über Felder und Weiden

Blau und Gelb blühende Felder sieht man liegen, mit alten Ölsaaten, wie Leindotter und Schwarzkümmel. Öle und Senfe, die von der Geschichte der Region erzählen und nach Region schmecken, sind nicht nur köstlich, sondern über die Maßen gesund. Ein Ölmüller erzählte mir einmal, wenn Menschen sein Öl genießen, sollten sie denken: „So schmeckt unsere Heimat“. Olivenöl ist dort regional, wo es gepresst wird. Ich liebe es, sage aber, dass es auf die richtige Mischung ankommt, und verwende reichlich Öle aus der Biosphäre, zum Beispiel Senföl im morgendlichen, frisch gepressten Saft. Überall wandern tuffige Schafherden von Weide zu Weide, dazwischen zieht, flink wie ein Wiesel, der Hütehund seine Kreise. Essen mag ich die Tiere nicht, weil man dafür die ganz jungen schlachtet, und das lehne ich ab. Den Käse jedoch nehme ich dankend an!

Schafherde

Sechstes Ziel: Tiefflug durch Wurstküchen

Gelegentlich lohnt es sich, über den Anwesen die Höhe etwas zu reduzieren und durch Fenster zu spähen. Hier lagern riesige Käselaibe, dort knusprige Brotlaibe. Andernorts biegen sich Wursttheken vor Hausgemachtem. In all diesen Betrieben und Manufakturen entsteht Kostbares, denn sie bringen fantastische Produkte hervor und schenken den Menschen Verbundenheit mit ihrer Region. Lebensmittel zu essen, von denen man weiß, von wo sie stammen und die Betriebe und Höfe besucht zu haben, mit den Produzenten ins Gespräch zu kommen ist für mich sehr bereichernd. Immer wieder treffe ich auf den gewissen „göttlichen Funken“, der Begeisterung in Menschen auslöst, für das, was sie schaffen. Mehr Erdung geht nicht!

Würste abdrehen

Siebentes Ziel: Zuhause – glücklich und zufrieden

Regional ist, was typisch für die Region ist. Bei sich daheim in Norwegen ist der „Brunost“ auch regional und „hiesig“. Darüber hinaus ist er so etwas wie ein Nationalheiligtum. Zwölf Millionen Kilo verspeisen die Norweger von diesem Besonderen, nach Karamell schmeckenden Schnittkäse. Meine Sauce-Béchamel hat er außergewöhnlich und wohl schmeckend gemacht. Veredelt habe ich sie mit feinherber Crème-Caramel aus saarländischem Landbier. Ein internationales Pärchen, das sich umgehend innig umschlungen hat. Quietschgrüne Mangoldfrösche, das Gemüse stammt vom Stadtbauernhof, durften in der Sauce Platz nehmen. Es leben regionale Zutaten, die von den Menschen „daheim“ geliebt werden. Die ein Begriff für Heimatverbundenheit sind, Geschichten erzählen, und uns an unsere Wurzeln erinnern. Die uns zeigen, wo wir hingehören und uns glücklich und zufrieden machen!

 

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