An die Wand gesprüht

Im Gleichgewicht leben

 

 

Warum

... ich Bioland- und Demeter-Pro­duk­te kau­fe und auch bei kon­ven­tio­nel­len Bau­ern ger­ne Kun­din bin. 

Anlass

Ap­pe­tit auf ein Brot, be­legt mit ech­tem, herz­haf­tem, saar­län­di­schem Kä­se.

Jeder Bauernhof ist ein eigenes Universum. Die Höfe, die ich besuchte, haben Persönlichkeit und Charakter, einige verströmen Charisma. Sie tragen die Handschrift der Menschen, die sie bewirtschaften. Ich schätze Bio-Höfe, aber auch die regionalen, nachhaltig produzierenden Betriebe ohne Siegel. Wichtig ist mir, dass es Mensch und Tier gut geht, und ich fantastische Produkte kaufen kann!
Die Kuh Beate (Neukahlenberger Hof)

Ich bestehe nicht auf „Bio“, denn ich möchte auch die anderen nachhaltig arbeitenden Landwirte der Region unterstützen. Sie sind wichtig für die Erhaltung unserer Kulturlandschaften und für die Versorgung der Menschen mit frischen Lebensmitteln aus der Umgebung. Man hört inzwischen oft: „Regional ist das neue Bio“. Kauft man bio, kann man auf die Gütesiegel vertrauen, die besonders bei den großen Labels wie Bioland, Demeter oder Naturland streng definiert sind und ebenso strengen Kontrollen unterliegen. Der Landwirt aus der Region hat nicht zwangsläufig ein Qualitätssiegel, also muss man ihm vertrauen. Um einem Menschen vertrauen zu können, muss man ihn zunächst einmal kennen. Ein Schwätzchen auf dem Markt macht eine erste Einschätzung möglich, ich empfehle jedoch einen Besuch auf dem Hof, um sich ein fundiertes Bild machen zu können. Viele veranstalten einen „Tag des offenen Hofes“ und freuen sich über das Interesse an ihrer Arbeit.

 

In der Heimat umschauen

Ich kaufe gerne auf dem Wochenmarkt, aber auch direkt in den Hofläden ein. Wir verbinden das am Samstagmorgen gerne mit einem ausgedehnten Spaziergang in der Umgebung, meist im Bliesgau. So lernen wir nach und nach auch entlegene Orte kennen, an denen wir schon oft vorbeigefahren sind, aber nie einen Grund hatten, anzuhalten und eine Erkundungstour zu starten. So viel Spaß hatten wir schon dabei, und es ist keine Verbrämung, wenn ich sage, je besser wir unsere Umgebung kennen und schätzen lernen, desto stärker fühlen wir uns verwurzelt. Mich macht das glücklich, weil es mir Sicherheit gibt, an einem guten Platz mit guten Menschen zu sein. Das Wort „Heimat“ hat für Vieles herhalten müssen und tiefe Schrammen abbekommen. Vielleicht liegt es am Älterwerden, wenn ich trotzdem häufiger denke: Ja, das hier ist meine Heimat!

 

Bioland-Orientierungshilfe

Nutztiere sind Lebewesen mit Instinkten, Empfindungen und Bedürfnissen. Sie verdienen unsere Achtung und dürfen nicht auf ihren Nutzen als Nahrungsmittel-Lieferant reduziert werden.

Das sagt Bioland. Neben weiteren Leitlinien habe ich mir deren Regelwerk angeschaut, und möchte an dieser Stelle näher darauf eingehen. Nicht, weil ich Bioland gegenüber anderen Bio-Labels herausstellen möchte, sondern weil die Leitlinien beispielhaft aufbereitet sind und in einer Art präsentiert werden, die sie für den Leser unmittelbar nachvollziehbar machen. Wer nachvollziehen kann, versteht und handelt entsprechend. Sage ich und möchte glauben, dass das stimmt!

„Tierwohl“

Der Begriff „Tierwohl“ ist zwischenzeitlich in breiten Teilen der Gesellschaft angekommen. Doch ist er bei Weitem nicht eindeutig und ausreichend definiert. Immerhin halte ich es für einen Schritt in die richtige Richtung, dass sich die Politik mit dem Tierwohl-Label befasst. Es muss sich jedoch deutlich mehr bewegen, sollen die Tiere nicht nur entsprechend einer Mindestvorgabe gehalten werden, sondern so gut als irgend möglich. Es wäre wünschenswert, dass sich letzten Endes alle Landwirte an den strengen Regeln der Biolandwirtschaft orientieren.

Aus meiner Beobachtung verändert sich hier viel zum Besseren. Dass die Jungtiere bei der Mutterkuh bleiben, ist besonders bei konventionellen Betrieben, die hauptsächlich die Milch verwerten, nicht die Regel. Immer mehr Höfe folgen jedoch dem Konzept der Natur und lassen den Kälbern die Menge Milch, die sie benötigen, um in Ruhe bei ihren Müttern aufzuwachsen. Die meisten Ställe sind großzügig gebaut und lassen Licht und Luft hinein. Kürzlich sagte ein Landwirt zu mir: „Wenn die Tiere sich wohlfühlen, sind sie weniger anfällig für Krankheiten. Das ist nicht anders als bei uns Menschen. Weniger Medikamente bedeuten gesünderes, schmackhafteres Fleisch und letztlich weniger Ausgaben“. Auch der Idealtypus eines Landwirtes muss letztlich auf seine Kosten kommen. Unverblümt und nüchtern sagte mir kürzlich die Leiterin eines mustergültigen Bioland-Hofes: „Ohne schwarze Zahlen gäbe es das alles hier nicht!“

Im Gleichgewicht bleiben

Viele konventionelle Höfe lehnen sich an den Biorichtlinien an und verzichten weitgehend auf Kunstdünger und Gentechnologie. Man betreibt „Kreislaufwirtschaft“, was bedeutet, dass das gesamte Futter der Tiere auf dem Hof angebaut wird. Es werden nur so viele Tiere gehalten, wie der Hof ernähren kann. Die Tiere geben Mist und Gülle als Dünger zurück. Zusätzlich werden die Böden mit Kompost angereichert, so werden sie optimal aus­gelas­tet, ohne jedoch über­strapa­ziert zu werden. Durch den Anbau der so genannten „Zwischenfrüchte“ wird die Ackerfläche ganzjährig genutzt und dadurch vor Auswaschung geschützt. Hecken und Feldgehölze spielen eine wichtige Rolle, denn sie schützen den Boden ebenfalls vor Erosion, und bieten Lebensraum für Kleintiere und Insekten. Genau dafür sind auch die Streuobstwiesen und Blühstreifen an den Säumen der Äcker von großer Bedeutung.

 

Der Kreis schließt sich

So unmittelbar einleuchtend ist es, dass kluge, maßvolle Landwirtschaft und der schonende Umgang mit Ressourcen sich auszahlen, denn Raubbau hat sich noch immer gerächt. Dabei ist mir „regional“ als Ergänzung zu „bio“ höchst willkommen, weil es die Möglichkeit bietet, mehr Menschen an hochwertige Lebensmittel heranzuführen. Trotzdem freue ich mich besonders über meinen feinen Demeter-Käse und bereite zweierlei Käsebrote zu. Der Gouda kommt mit Gurke und Früchten bestens aus und der Camembert kooperiert mit roter Zwiebel und in Butter gedünsteter Birne. Beschwingt vom Hofbesuch und gestärkt durch die herrliche Jause fühlt man sich, als könnte man mindestens einen Acker umgraben. Das wäre dann im übertragenen Sinn auch eine „Kreislaufwirtschaft“! 😳

Das Rezept dazu auf FoodLady.de

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