An die Wand gesprüht

Buntsandstein-Baukasten

 

 

Warum

... man nicht nur in den Alpen klettern kann.

Anlass

Ein früh­lings­haf­ter Tag im schwin­dend­en Win­ter.

Wer Bäume liebt, der ist im Saarland mit seinen ausgedehnten Wäldern am richtigen Ort. In direkter Nachbarschaft haben wir darüber hinaus Waldglück pur, den „Pfälzerwald“, eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands. Auf über zehntausend Kilometern Wegen kann man ihn sich erwandern. Einige davon beschritten wir am Wochenende bei frühlingshaften Temperaturen. Ich lauschte den Vögeln, umarmte Bäume, streichelte Moos und war überglücklich!
Felsen bei Dahn

Es war fantastisch, durch den noch winterlichen und doch schon von Frühlingsversprechen durchfluteten Wald zu wandern. Sich nach teilweise recht unfreundlichen Wochenenden im Januar, einmal wieder so richtig an der frischen Luft auszutoben. Der Pfälzerwald fasziniert durch seine Historie, seine gewaltige Dimension, und durch seine Fülle und Mannigfaltigkeit. In dem umgerechnet 250.000 Fußballfelder großen Mittelgebirge erlebt man die unterschiedlichsten Waldformationen und viele bizarre Buntsandstein-Gebilde, die vor 250 Millionen Jahre abgelagert wurden. Gerade im süd-östlichen Teil des Pfälzerwaldes kommen sie als solitäre, monumentale Türme vor. Wie mit dünnen Gesteinsplatten geschichtet, gebaut inmitten von Bäumen und oft weit über deren Gipfel hinausragend. Wenn ich vor einem dieser Kolosse stehe, fühle ich mich ameisengroß. Sie schienen mir unbezwingbar, wenn ich nicht schon viele Male den Kletterern zugesehen hätte, die bei gutem Wetter ihre Fähigkeiten für hochalpine Herausforderungen trainieren. Wer sich für dieses spektakuläre Treiben interessiert, der sollte zwecks detailgetreuer Beobachtung stets ein Fernglas im Gepäck haben!

Der Pfälzer Buntsandstein-Baukasten

Neben diesen hohen „Felsentürmen“ finden sich die klobigeren, gedrungenen „Felsenklötze“, häufig nebeneinander stehend, oft kombiniert mit lang gestreckten Felswänden. Der Weg führt auch schon einmal durch eine der verschiedenen Öffnungen dazwischen, gerade so breit, dass ein Mensch sich durchzwängen kann. Für Beleibte nicht geeignet, es sollen schon einige darin festgesteckt haben! 😏Die Felsformationen stehen da, als hätte sich einer ganz genau überlegt, wie es sein soll! 😉 „Torfelsen“, „Tischfelsen“ oder auch „Pilzfelsen“ wirken so erhaben wie verwunderlich. Vor allem im Felsenland bei Dahn und Annweiler führen Wanderungen über zusammenhängende Formationen und bescheren eine fantastische Weitsicht. Wenn wir dort oben auf einem Bänkchen Platz nehmen – gut gesichert durch Eisengeländer – und ein paar Köstlichkeiten aus dem Rucksack verspeisen, kommen wir uns vor wie Könige. Ich möchte es als Reichtum beschreiben, was ich auf unseren Touren erlebe. Hunderte Male wanderten wir schon in diesem großartigen, monumentalen Wald. Kondition und Trittsicherheit braucht es schon, denn es geht immer wieder hoch und runter, oft über durchwurzelte und felsige Wegelchen, aber auch auf romantischen schmalen Pfaden, die sich an den Hängen entlang schlängeln.

Fünf-Burgen-Blick (Pfälzer Wald)
Fünf-Burgen-Blick (Pfälzer Wald)

In der Stille der Natur

Zwischen all den Erhebungen liegen feuchte, saftige Täler. Beinahe immer plätschert ein Bächlein, und wenn man Glück hat, führt ein Stück des Weges daran vorbei. In den breiteren Tälern liegen häufig kleine Seen oder Weiher, die „Wooge“ heißen. Dazu gehören auch Feuchtbiotope und Moorlandschaften. Rinder und Bisons stehen und grasen. Und allgegenwärtig sind Fischzuchten mit großen, weitläufigen Wasserbecken. Diese Landschaften, eingerahmt und geschützt von den laubbegrünten Bergen sind stille Schönheiten und strahlen tiefen Frieden aus. Wer es etwas abenteuerlicher mag, der findet auch wasserreiche Schluchten oder Klammen, einige davon so düster, dass nur noch einzelne spärliche Farne und Flechten wachsen. Besonders feuchte Stellen überwindet der Wanderer über rustikale Stege und kleine Brücken.

 

Gut gestärkt wandern

„Der Sinn des Wanderns, ist es unterwegs zu sein.“, soll einst Theodor Heuss gesagt haben. Das ist für mich jedoch längst nicht alles. Das Sinnliche kommt hinzu, den „Spirit“ der Natur zu fühlen und sich dafür zu öffnen. Zur Ruhe zu kommen. Nach so viel körperlichem und geistigem Einsatz muss der Wandervogel sich kräftigen und kehrt in eine Wanderhütte ein. Nirgendwo anders gibt es eine solche Vielzahl davon wie im Pfälzerwald. Man hat quasi die Qual der Wahl. Das Essen ist überall deftig und gut. Es gibt „Weißer Kees“, das ist vollfetter Quark, der durch die Zugabe von reichlich Sahne noch geschmeidiger wird, damit die Zwiebelwürfelchen, die hineingehören, besser rutschen. „Fläschknepp“ und „Lewwerknepp“, Fleisch- und Leberklöße sowie Bratwürste und Saumagen werden auf reichlich Sauerkraut gebettet. Der gute Esser wagt sich an die „Pälzer Kombi“. Diese offeriert „von Allem ebbes“: eine oder zwei Leberknödel, eine Bratwurst, eine Scheibe Saumagen, reichlich Sauerkraut und einige Scheiben Landbrot, um die üppig auf dem Teller ausgebrachte braune Sauce aufzutunken. Und wer sich einen „Schoppen“ Pfalzwein ordert, der sollte wissen, dass dieses althergebrachte Hohlmaß, anders, als in anderen Gegenden, bis heute einen halben Liter meint. Der „Klare“ zum Abschluss der zünftigen Jause ist eine medizinische Notwendigkeit. Die Kombi, der Schoppen und der Schnaps erklären, warum viele Wanderer ihre Touren so planen, dass die Einkehr gegen Ende der Tour vollzogen wird. Außerdem sollte der Heimweg nicht zu abschüssig ist und gut begehbar bein! Manch einer soll die Wanderstöcke schon als Steckenpferd benutzt haben und im gestreckten Galopp gen Tal geritten sein!

Wir allerdings bewegten uns gesittet in Richtung Heimat, denn dem Alkohol hatten wir entsagt und uns stattdessen an der wundervollen Natur, dem herrlichen Wetter und dem Wandern an sich berauscht. Immer einen Fuß vor den anderen, gleichmäßig, im eigenen Tempo: Der Weg ist das Ziel! So richtig Frühlingsgefühle konnten wir an diesem Wochenende tanken. Ich staune stets darüber, wie ungemein beflügelnd das ist!

Das Rezept dazu auf FoodLady.de

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